ABC des Zwischenbuchhandels

Branchenrationalisierung


Als das betriebswirtschaftliche Ergebnis der Buchhandlungen in der Bundesrepublik Deutschland Ende der 1960er Jahre zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg auf Null abzusacken drohte, wurden unter der Überschrift "Branchenrationalisierung" verschiedene Pläne in der buchhändlerischen Öffentlichkeit diskutiert, wie der buchhändlerische Verkehr schneller und kostengünstiger abgewickelt werden könnte.

Die Idee, den "Leipziger Platz" in der Bundesrepublik Deutschland wieder aufleben zu lassen, hatte ihren Niederschlag im Meurer-(Mohn-)Plan (eine zentrale Verlagsauslieferung für alle Verlage in Frankfurt am Main) und wurde später von den Betriebsberatern Hinze und Heinold an die damaligen Verhältnisse "angepasst" (dezentrale Verlagsauslieferungen), aber schließlich vom Verleger Dr. Rudolf Oldenbourg 1971 "auf die Füße gestellt". Er erkannte, dass die dezentralen Verteilstellen in Form der Barsortimente bereits vorhanden waren und dass es für beide Seiten, d. h. Verleger und Sortimenter, sinnvoll ist, Bestellungen bis zu einer bestimmten Größe über die Barsortimente abzuwickeln (Bezugswegoptimierung).

Durch die Podiumsveranstaltungen des Zwischenbuchhandels auf den Leipziger und Bonner Buchhändlertagen angeregt, begann 1992/93 ein erneutes Nachdenken über die "Branchenrationalisierung", das dazu führen sollte, dass Buchhändler ihre Einkaufsgewohnheiten kritisch überprüfen, Verleger ihre Konditionen unter dem Aspekt verändern, Einzel- und Kleinbestellungen (wieder) über die Barsortimente laufen zu lassen, und Barsortimente ihren Teil dazu beitragen, indem sie ihre Lager verbreitern (mehr Titel) und aufstocken (ausreichende Exemplarzahl pro Titel).

Während die Barsortimente seit 1992/93 ihren Lagerumfang von 150 000 bis 200 000 Titel auf 400 000 bis 500 000 Titel (2013) beträchtlich erweitert haben, haben nur sehr wenige Verlage ihr Konditionengefüge mit dem Ziel der Branchenrationalisierung verändert, obwohl dies dazu beitragen würde, die Bestellübermittlung zu beschleunigen und zu vereinfachen (Bestellstruktur).

2001 versuchte der Ausschuss für den Zwischenbuchhandel mit einer Podiumsveranstaltung auf den Buchhändlertagen darauf hinzuweisen, welche Rationalisierungsreserven noch im buchhändlerischen Verkehr stecken, wenn man die Logistikkette prozessorientiert angeht, das heißt den Logistikprozess als Ganzen optimiert und nicht nur auf die auf die jeweiligen Vorteile der einzelnen Glieder in der Kette abhebt. Mit ECR (Efficient Consumer Response) haben andere Branchen bereits bewiesen, wie durch Rückmeldungen vom Point of Sale (aus der Scannerkasse des Einzelhandels an seine Lieferanten) Serien (Auflagen) präziser gesteuert und "just in time" geliefert werden können, um so Herstellungskosten, Lagerkosten und -risiken zu minimieren.

Während auf Seiten des Buchhandels mit verschiedenen Modellen die Bezüge optimiert werden (AGM, ANABEL, AUB, Bezugswegoptimierung, Funktionsverschiebung und LG Buch), testen Verlage mit ihren Auslieferungen, wie sie den Buchhandel schneller und serviceorientierter beliefern können, ohne dass die Auslieferungskosten (geringere Bündelung aufgrund häufigerer Bestellungen und höhere Handlingskosten durch tagfertige Lieferung) erheblich steigen.

In der Schweiz haben sich zwei Auslieferungen (AVA, Affoltern a. Albis und Balmer Bücherdienst, Zug) zum ServiceZentrum Buch (SZB) zusammengeschlossen, um in der Transportlogistik und bei der Titel-Datenbank (Online-Katalog) einen höheren Servicegrad zu realisieren.