Leipziger Platz
Im Laufe der Geschichte konzentrierten sich die (Buch-)Messen auf wenige Messeplätze. Dort bildete sich mit den Lagerhaltern vor Ort der Kommissionsbuchhandel heraus. Messeplätze wurden so zu Kommissionsplätzen. Der wichtigste Kommissionsplatz, der zentrale Umschlagsort für den gesamten deutschsprachigen Buchhandel, wurde der „Leipziger Platz“. Leipzig hatte nicht nur die bedeutendste (Buch-)Messe, dort saßen auch alle großen Kommissionäre und Barsortimente im Graphischen Viertel zwischen den Bahnhöfen in der Umgebung von Verlagen, Druckereien und Buchbindereien. Sie regelten den buchhändlerischen Verkehr von Haus zu Haus über Markthelfer und über gemeinsame Einrichtungen wie die Bestellanstalt (seit 1842), die Paketaustauschstelle (seit 1916) und die ZALKO („Zahlungsverkehr Leipziger Kommissionäre“, der 1923 auf die 1922 gegründete BAG überging). Die fertigen Sendungen verließen Leipzig in „Leipziger Ballen“ mit den Bücherwagen der Deutschen Reichsbahn und erreichten am nächsten Morgen alle wichtigen Großstädte des Deutschen Reiches und Wien. Der „Verkehr über Leipzig“ stand für die Zentralisierung und Bündelung der Transaktionen zwischen Verlag und Buchhandel und damit für die Erschließung erheblicher Rationalisierungspotenziale und die Beschleunigung des buchhändlerischen Verkehrs.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hörte Leipzig auf, der zentrale Umschlagsplatz für den Buchhandel im gesamten deutschsprachigen Raum zu sein. Im Westen träumten viele Buchhändler und Verleger davon, wieder einen zentralen Umschlagsplatz aufzubauen. Dafür war Frankfurt am Main ausersehen. Während die Internationale Buchmesse und der Börsenverein (für die Bundesrepublik Deutschland) dort mit Erfolg etabliert worden sind, konnte Frankfurt am Main nicht die Rolle eines zentralen Umschlagsplatzes für den Buchhandel in der Bundesrepublik Deutschland einnehmen (Branchenrationalisierung). Der buchhändlerische Verkehr wurde dezentral über verschiedene Kommissionsplätze geführt, während Leipzig (Sitz des Börsenvereins der DDR) als Messe- und Kommissionsplatz seine zentrale Bedeutung in der DDR bis 1990 behielt. Im Zeitalter elektronischer Kommunikationswege und der Übernachtlogistik mit LKW (Bücherwagendienste) hat sich die Standortverteilung auf mehrere Kommissionsplätze in der Bundesrepublik Deutschland bewährt.
In Österreich konzentriert sich der buchhändlerische Verkehr (nach wie vor) auf Wien, während es in der deutschsprachigen Schweiz neben der zentralen Drehscheibe Hägendorf (Buchzentrum) einen weiteren zentralen Platz, den Großraum Zürich, gibt und Fribourg für die französischsprachige Schweiz.