Eine neue Buchhandlung in Berlin-Waidmannslust

Susanne Robben und Alexandra Liebert, die neuen Inhaberinnen der »Leselust Buchhandlung & Café« in Berlin-Waidmannslust, im Gespräch mit Fabian Thomas vom Landesverband Berlin-Brandenburg.

Susanne Robben und Alexandra Liebert (rechts)

Frau Liebert, Frau Robben, Sie haben die Buchhandlung Leselust in Waidmannslust zum 1. Januar 2018 übernommen. Wie lange dauerte es, bis Sie sich für diesen Standort entschieden haben?

Insgesamt waren es ziemlich genau drei Jahre, von der ersten Idee, bis zum ersten »Inkognito«-Besuch hier in der Buchhandlung. Wir hatten zuvor schon ein paar andere Standorte angeschaut, aber da hat es dann letztlich immer nicht zu hundert Prozent gepasst. Hier ging es dann ganz schnell: Der erste Eindruck war super, wir haben uns gleich sehr wohl gefühlt und waren auch vom Sortiment überzeugt, und mit den damaligen Inhabern, Frau Hahn und Herrn Weber, hat dann auch die Chemie sofort gestimmt.

Wie kamen Sie beide als Team zusammen?

Eigentlich war das Zufall, über ein Gespräch mit unserer ehemaligen Chefin stellte sich heraus, dass wir beide recht ähnliche Pläne hatten. Daraufhin haben wir uns zusammengesetzt und beschlossen, dass wir das gemeinsam machen.

Wie läuft die Arbeit im Laden jetzt? Wer macht was? Haben Sie eingespielte Routinen?

Ja, die gibt es schon, wobei sich das insgesamt alles noch ein bisschen herauskristallisieren muss. Grundsätzlich ist es so, dass wir beide im Prinzip alles können, also falls mal eine ausfällt oder im Urlaub ist, beide alles beherrschen. Mit der Zeit wird sich das dann wahrscheinlich noch mehr aufteilen. Wir finden es auf jeden Fall beide wichtig, alle Bereiche zu kennen und alles »mal gemacht zu haben«. Gerade aktuell haben wir auch einen Arbeitsplan aufgestellt, wo jede von uns einen Tag in der Woche auch einmal etwas früher gehen kann, um sich auch zu Hause mal in Ruhe Gedanken zu machen, auszuruhen, an sich zu denken oder auch einfach mal nachmittags einkaufen zu gehen.

Was haben anfangs Zahlen für eine Rolle gespielt, hatten Sie externe Hilfe, oder haben Sie sich ganz auf Ihr Bauchgefühl verlassen?

Also es ist so, dass die Zahlen von Anfang an sehr gut waren, fast überraschend gut. Wir haben dann noch Klaus W. Bramann als Berater hinzugezogen, der uns auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht stark zugeraten hat. Das war also alles andere als ein Himmelfahrtskommando, das hätten wir nie gemacht. Wenn man eine Gründung angeht, dann steckt da schon viel Leidenschaft drin. Aber man macht es auch nicht um jeden Preis – irgendwie davon leben können muss man schon. Gleichzeitig spielt aber auch immer die persönliche Erfüllung eine Rolle, ohne die geht es nicht, denn reich wird man ja ohnehin nicht.

Haben Sie auch das Gefühl, dass Sie sich gegenseitig gut ergänzen?

Ja, auf jeden Fall, wenn es um Kopf- und Bauchentscheidungen geht, ist es sehr wohltuend, zu zweit zu sein und auch immer wieder unterschiedliche Perspektiven zu haben. Auch in der Neugestaltung des Ladens, die wir uns gemeinsam überlegt, aber dann auch erarbeitet haben: Es gab schon auch Unterschiede darin, was der einen oder der anderen wichtiger war, und da haben wir dann aber einfach gesagt, dann lässt man sich auch mal den Vortritt, die eine macht den Bereich, die andere den.

Wie viel Zeit haben Sie in die Neugestaltung des Ladens investiert?

Für die konkrete Vorbereitung hatten wir dann tatsächlich nur ein halbes Jahr Zeit. Das war schon knapp – da muss man dann auch mal pragmatisch sein und sagen: Dies machen wir jetzt, jenes kommt später. Im Vordergrund steht ja, dass irgendwann der Laden offen sein muss! Erfahrungen sammeln wir gerade im Cafébetrieb, den wir parallel zur Buchhandlung führen, da testen wir gerade noch aus, was den Leuten gut schmeckt, wo wir den Kuchen her bekommen, was läuft und was nicht läuft.

Was würden Sie anderen Gründer*innen raten?

Also ein halbes Jahr Vorbereitung war schon sehr sportlich, ein Jahr mindestens dürfte es im Idealfall schon sein. Und: eine Übernahme ist auf keinen Fall einfacher, als einen Laden von Grund auf neu zu gründen. Es sind natürlich Unterschiede in der Gewichtung: Wir mussten uns beispielsweise nicht so stark um Werbung bemühen oder den Laden bekannt machen, weil es ja eine Stammkundschaft gibt – aber dafür gibt es dann ganz andere Herausforderungen. Bei uns ist das sehr gut gelaufen, es gab sehr viel positive Resonanz. Ein weiterer Pluspunkt war, dass die Übernahme von unserem Vorgänger wirklich ausgesprochen gut überlegt, liebevoll und toll begleitet wurde. So haben wir auch schon vor der Übernahme zum Beispiel immer mal wieder stundenweise in der Buchhandlung gestanden und wurden sehr charmant den Kund*innen als »die Neuen« vorgestellt. Davon profitieren wir wirklich extrem. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass man sich wirklich in jedes einzelne Thema hineinarbeiten und »einfummeln« muss, das ist schon nicht ohne: Das Warenwirtschaftssystem, die Buchhaltung, das ist gerade aus der Inhaberinnen-Perspektive eine ganz neue Herausforderung und Verantwortung.

Haben Sie noch weitere Tipps?

Tief stapeln, auf sich selber hören, sich von anderen nicht zu sehr hineinreden lassen oder zu sehr auf Ratgeber hören, dem Perfektionismus abschwören, eine gehörige Prise Humor: Lachen hilft!