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Netzwerken mit Anderen ist Gold wert
Frau Donner, Sie haben eine Buchhandlung in Halle gegründet. Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zur Eröffnungsfeier des Buchladens und welche Schritte waren die ersten?
Ich denke, die Idee die eigene Buchhandlung zu eröffnen, geistert in vielen Köpfen herum. Die Frage ist, wann es konkret wird, von der Idee zur Ausführung. Bei mir haben da verschiedene Faktoren den Ausschlag gegeben: Ich wollte mich beruflich umorientieren. Es gab eine freie Immobilie in idealer Lage. Meine persönliche und familiäre Situation erlaubte es mir, ein Experiment zu wagen. Nachdem das klar war, hat es von der Besichtigung des Ladens bis zur Eröffnung sechs Monate gedauert.
Haben Sie Beratungsangebote oder externe Hilfe während der Planungsphase in Anspruch genommen?
Da ich bereits einige Jahre im Buchhandel und in der Buchbranche generell gearbeitet hatte, war mir klar, was ich machen möchte und unter welchen Umständen das funktionieren würde. Ich hatte auf Anraten meines Landesverbandes dann aber doch noch das „Basisseminar Buchhandel“ besucht, was mich aber mehr verunsichert, als geholfen hat. Sicherlich braucht man in vielerlei Hinsicht theoretisches Handwerkszeug, aber ab einem bestimmten Punkt sollte man sich auf die Chancen seines neuen Unternehmens verlassen und die ganzen „Abers“ hinter sich lassen.
Neben den kreativen Ideen und Vorstellungen zur Gründung einer Buchhandlung ist ein Thema ganz wichtig. Die Finanzierung des Vorhabens. Wie waren Sie vorbereitet? Nutzten Sie finanzielle Förderangebote?
Mit meinem Konzept konnte ich letztendlich auch die KfW überzeugen, mit deren Hilfe ich einen Gründungskredit bekommen habe. Den Hinweis auf die „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ habe ich von einem Buchhandelskollegen bekommen. Generell sind Kolleg*innen, Freund*innen und Bekannte aus der Branche Gold wert. Mir hat es sehr geholfen zu wissen, okay diesen oder jenen kann ich mal anrufen und einfach fragen. Außerdem habe ich in den ersten sechs Monaten den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit bekommen. Der Papierkram und die Behördengänge sind natürlich der Horror, allerdings wird man dazu gezwungen die ganze Geschichte ordentlich durchzurechnen und das Projekt an verschiedenen Stellen zu begründen, quasi Realitätscheck. Das war gut.
Wie sieht Ihr beruflicher Alltag nach einem Jahr Bestehen aus?
Nach einem halben Jahr Selbstständigkeit hat sich natürlich im Laden schon eine Routine eingestellt. Ich kenne meine Kund*innen schon ganz gut und sie kennen das Sortiment. Es gibt schon eine gewisse Erwartungshaltung, in Bezug auf die Titel die ich hier habe. Neben dem täglichen Geschäft haben sich erste Kooperationsmöglichkeiten ergeben, beispielsweise Büchertische oder mit Bibliotheken. Trotzdem gibt es noch genug „To-dos“. So habe ich gerade erst vor kurzem meinen Online-Shop gelauncht. Wie sagt man: Ich bin selbst und ständig. Es gibt immer noch etwas, was bei der Eröffnung nicht die höchste Priorität hatte und jetzt so nach und nach angegangen werden muss.
Ihre Buchhandlung ist in Halle. Neben Ihrer Buchhandlung „heiter bis wolkig“ existieren noch weitere Buchhandlungen in der Stadt. Haben Sie vor der Gründung Ihrer Buchhandlung Feldforschung betrieben? Was unterscheidet Ihre Buchhandlung von den anderen?
Natürlich ist es kein Zufall, dass der Laden hier in diesem Viertel ist. Damit er so wie er ist funktionieren kann, musste er zwingend an diesen Ort. Dass in dieser Straße noch ein Buchladen fehlte, haben mir dann auch meine Kund*innen bestätigt. Hier stellte sich nicht die Frage, die dritte, vierte oder fünfte Buchhandlung im Kiez zu eröffnen. Außer uns gibt es erstmal ein ganzes Stück weit keinen weiteren Ort, an dem man Literatur kaufen kann.
Haben Sie einen Rat an gründungs- oder übernahmewillige Kolleg*innen – speziell, wenn sie aus anderen Branchen kommen?
Alles in Allem hat sich für mich der Schritt in die Selbstständigkeit gelohnt. Halle ist eine tolle Stadt, groß und bunt genug, voller Menschen, die eine Buchhandlung vor Ort zu schätzen wissen. Aber man muss das auch wollen. Gerade in ländlichen Gegenden, wo die Kundschaft immer älter wird und die Einwohner*innen immer weniger. Es reicht nicht, die Tür auf zu machen und die Kasse zu bedienen. Begeisterung für das Buch und die Fähigkeit andere damit anzustecken. Ich denke, man braucht eine sehr gute, überzeugende Idee davon, wie man die Bücher verkaufen will. Wenn man die Möglichkeit hat sich mit anderen Gründer*innen oder Buchhändler*innen auszutauschen, sollte man das unbedingt tun. Die Voraussetzungen und das Klientel ist bei jedem anders, trotzdem kann man ganz viel aus solchen Gesprächen mitnehmen, darüber was einem selbst wichtig ist, was wichtig sein sollte, was funktioniert hat, was weniger. Stimmen der Vernunft sind wichtig, man sollte auf sie hören, aber Vertrauen in die Sache ist noch wichtiger. Ein Restrisiko bleibt immer.