Unser Buch des Monats April: Anna Mayr - »Geld spielt keine Rolle«
Voll lit – wir küren unser Buch des Monats April!
Erstellt am 19.04.2023
Rezension von Tobias Groß
Geld macht glücklich. Geld gibt Sicherheit. Geld regiert die Welt. Doch es ist der Glaube daran, der Scheine, Münzen und Kontostände so mächtig werden lässt. Denn Geld an sich hat Geld ja absolut keinen Wert. Eindrucksvoll beweist die bekannte Journalistin Anna Mayr und Autorin von »Die Elenden« in ihrem zweiten Buch, warum es so ist. Schon immer so war. Und niemals anders sein wird.
»Geld spielt keine Rolle« ist keine finanzwirtschaftliche Abhandlung. Zum Glück. Denn Anna Mayr beschreibt höchst subjektiv, wie sie sinnlos mit Geld um sich schmeißt und plötzlich gedankenlos konsumiert. Warum sie fast 300 Euro für einen Ehevertragsentwurf zahlt, fast 75 Euro für einen Baby-Badeanzug (!), oder ihr plötzlich ein Glas Wein für 5 Euro als (zu) billig erscheint – obwohl er ihr trotzdem gut schmeckt. Doch bei jedem Kapitel zeigt sich ihre innere Zerrissenheit, sie fühlt sich bei vielen Shopping”erlebnissen” nicht gut - schließlich hat sie in ihrer Kindheit das genaue Gegenteil erfahren.
Anna Mayr ist mit »Geld spielt keine Rolle« ein erkenntnisreiches Buch gelungen, was den Wahnsinn unseres Verständnisses von Werten und Geld auf unterhaltsame Weise ad absurdum führt. Eine sehr lesenswerte und intelligente Kritik am (sinnfreien) Konsumieren und an der Tatsache, warum unser aller Verhalten das System stützt und es dadurch niemals zusammenbrechen wird - aller sozialer Ungleichheit und ausbleibender Umverteilung zum Trotz. »Geld spielt keine Rolle« wird die Lesenden faszinieren. Und gleichzeitig abstoßen. Große Empfehlung!
Anna Mayr: »Geld spielt keine Rolle«, Sachbuch
Hanser Berlin, März 2023, 176 Seiten, 22,00€, ISBN 9783446275898