Unser Buch des Monats April: Fabio Andina »Tage mit Felice«.
Voll lit – wir küren wieder unser Buch des Monats!»Tage mit Felice« von Fabio Andina: Ein leiser Roman über das Leben eines einfachen Mannes.
Erstellt am 27.04.2022
Rezension von Tobias Groß
Fabio Andina erzählt in »Tage mit Felice« vom Alltag eines kauzigen Almbewohners, welcher in den Tessiner Alpen ein ziemlich unspektakuläres Dasein fristet. Doch der hochbetagte, vor Leben nur so sprühende Felice, braucht nicht viel um glücklich zu sein. Ein Bad in einer eiskalten Gumpe, der fast tägliche Besuch seines Heimatdorfes Leontica und die Abgeschiedenheit der Bergwelt – all das genügt ihm. Selbst ein paar Tage mit einem Freund bringen ihn nicht aus der Ruhe.
Dieser Freund, der hier als namenloser Ich-Erzähler fungiert, kennt Felice schon seit Kindestagen. Seit jeher ist er fasziniert von diesem verschlossenen und doch auch liebenswerten Mann. Der Freund begleitet Felice, er erlebt mit ihm den faszinierenden Alltag eines Mannes, der mit sich und der Welt im Reinen ist. Der ein einfaches, jedoch großes Leben führt.
Fabio Andina ist mit »Tage mit Felice« ein lesenswertes und einfühlsames literarisches Porträt über die Tessiner Bergwelt und ihre Bewohner:innen gelungen. In diesem mitunter sehr ruhigen und sehr sachlich geschriebenen Roman steht ein Mensch im Mittelpunkt, den es nach moderner Lesart eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Schnörkellos und unmissverständlich ehrlich nimmt Andina die Leser:innen mit in eine Welt des Gestern, in der zwar nicht viel passiert, in der jedoch die Menschlichkeit zählt. Und nicht Status oder materielle Werte.
Fabio Andina, »Tage mit Felice«, Roman, Piper, Januar 2022, 240 Seiten, 12,- € (Originalausgabe erschienen im März 2020 im Rotpunktverlag)