Initiativen des Börsenvereins und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins

Eine Übersicht der Projekt-Webseiten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Blogbeitrag Nachwuchsblog

Unser Buch des Monats Juni: »Kafka. Um sein Leben schreiben« von Rüdiger Safranski

Voll lit! Wir küren unser Buch des Monats Juli, passend zum Kafka Jubiläum, diesmal eine Biographie.
Erstellt am 27.06.2024


Rezension von Tobias Groß

Schreiben als Obsession, schreiben als Existenz

Kaum ein anderer großer Schriftsteller der Moderne ist rätselhafter als Franz Kafka. Dieses schmächtige, jungenhafte Genie, das tagsüber als Versicherungsangestellter arbeitete und in der Nacht skurrile Welten erschuf, die bis heute für Verwirrung und Faszination zugleich sorgen. Rüdiger Safranski zeigt in seinem Porträt auf, warum sich Franz Kafka wirklich zwischen Genie und Wahnsinn bewegte. Und warum das Schreiben sein Lebensinhalt war. Mehr noch: warum es das Einzige war, was ihn am Leben hielt. 

»Kafka. Um sein Leben schreiben«. Treffender hätte Rüdiger Safranski seine erzählende Kafka-Biografie nicht betitelten können, steht doch die manische Obsession mit dem Schreiben im permanenten Mittelpunkt. Eine Obsession, die alle Bereiche von Kafkas Leben beeinflusste, die seine Existenz dominierte und auch die Oberhand über sein Liebes- und Familienleben innehatte. Denn für Kafka war das Schreiben Strafe und Erlösung zugleich, er konnte einfach nicht ohne leben und wünschte sich doch sehr, dass es ohne ginge. Gleichzeitig erfahren wir auch, dass Kafkas gesamtes Werk Ausdruck seiner eigenen Erfahrungen ist, dass alles Fiktive realen Gegebenheiten voraus geht. Schreiben als Therapie sozusagen. 

Rüdiger Safranski ist mit »Kafka. Um sein Leben schreiben« eine bemerkenswert gute Biografie gelungen, welche Kafkas Leben und sein Werk auf beeindruckende Art und Weise miteinander verbindet. Und auch manches Geheimnis lüftet. So bettet Safranski in seine gut verständlichen Interpretationen der wichtigsten Texte gekonnt die passende Situation, das passende Ereignis aus Kafkas Leben ein, sodass die Lesenden genau nachvollziehen können, warum »Das Schloss« so dystopisch-mysteriös, »Der Brief an den Vater« eine Befreiung von diesem und »Das Urteil« eine Aufarbeitung seiner Beziehung zu Felice Bauer ist. Es ist fast so, als würde Safranski Kafka beim Schreiben beobachten und uns seine Gedanken auktorial deuten. So ist »Kafka. Um sein Leben schreiben« das perfekte Buch für alle, die Franz Kafka wieder oder neu entdecken wollen. Und für alle, die tiefer in sein Leben und seine Gedankenwelt eintauchen möchten. Eine sehr lesenswerte literarische Biografie über einen Menschen, der bis heute eine schier magische Faszination ausstrahlt und uns noch immer in seinen Bann zieht: Der auch 100 Jahre nach seinem Tod weiter viel gelesen ist und für ordentlich Gesprächsstoff sorgt.

 

Rüdiger Safranski - »Kafka. Um sein Leben schreiben«, Biografie

Hanser Verlag, Februar 2024, 256 Seiten, 26,00€, 978-3-446-27972-8

 


27.06.2024

Unser Buch des Monats Juni: »Kafka. Um sein Leben schreiben« von Rüdiger Safranski

Voll lit! Wir küren unser Buch des Monats Juli, passend zum Kafka Jubiläum, diesmal eine Biographie.

30.05.2024

Unser Buch des Monats Mai: »Gewässer im Ziplock« von Dana Vowinckel

Wir küren unser Buch des Monats Mai! Mit Vorfreude auf den Sommer und tiefen Gefühlen.

25.05.2024

Hallo Welt, da sind wir!

Wir begrüßen unsere neue Taskforce in der Zukunfts-AG: Politische Aufklärung!