Blogbeitrag Nachwuchsblog

Unsere Bücherregale

Wir nehmen euch mit hinter die Kulissen des Nachwuchsblogs und geben euch ein paar Einblicke in unsere Bücherregale – oder entsprechende Aufbewahrungsorte.
Erstellt am 10.02.2023


Bücher lesen und Bücher sammeln sind zwei verschiedene Hobbys“, findet Josi und trifft damit haargenau den Kern – zumindest meiner Meinung nach. Wenn man Bücher sammelt, schleicht sich schnell bei jedem der ein oder andere Spleen ein: sei es die Auswahl der Bücher, die Sortierung oder aber die Regale und andere Hilfsmittel, in welchen die Schätzchen gelagert werden. Ganz zu schweigen von der Höhe der – oft auch mal schwindelerregend schwankenden – SUBs (Stapel ungelesener Bücher). Da findet man Sammler*innen, die weiße Buchschnitte unter zur Hilfenahme eines Schraubstocks farblich gestalten (gesehen auf Instagram); Menschen, die gezielt nach bemerkenswerten Randnotizen und Kritzeleien in Antiquariaten Ausschau halten; solche, die nach Farbe der Buchrücken (Rainbow) sortieren und andere, bei denen unliebsame Verlage Hausverbot haben. Die Auflistung könnte man ewig fortsetzen. Eines ist dabei klar: Die jeweilige Büchersammlung erzählt einiges über die Besitzer*innen und übt daher einen unheimlichen Sog auf neugierige Blicke Gleichgesinnter aus.
Was bei einer Onlinesitzung mit zufälligen Einblicken in unsere Zimmer begonnen hatte, mündete in eine sammelnärrische Fachsimpelei, die neben individuellen Erzählungen auch Fragen aufwarf.
Der Beschluss, diese Fragen zu klären und euch Einblicke in unsere Sammlungen zu gewähren, war gefasst.

Die Frage, ob zweireihig gestellt werden darf, ist für die meisten schnell beantwortet. Julia fasst es gut zusammen: „Es ist eine Platzfrage!“ Mona bekräftigt: „Bleibt mir etwas anderes übrig?“. Nur Josi, die noch genug Platz hat, lehnt ein zweireihiges Stellen ab.
Platzmangel führt auch dazu, dass sich zu den herkömmlichen Regalen kreative, ausgefallene, wilde Lösungen gesellen – manchmal mit einer ganz eigenen spannenden Geschichte. Bei Johanna, deren „fliegende Regale“ nicht mehr ausreichen, haben die Bücher längst andere Regale in der ganzen Wohnung okkupiert. Tobias stellt fest: „In meiner Wohnung gibt es keinen Raum ohne Bücher – sogar im Bad stehen sie.“
Dabei mischen sich zwischen die Bücher Pflanzen, kleine Kunstwerke oder sogar eine Briefmarkensammlung, wie es bei Dhara der Fall ist. Bei ihr sind viele Bücher mittlerweile in Weinkisten gezogen und sie hat noch einen tollen Tipp für uns: Vitrinen.
„Vier Bretter, acht lilafarben bemalte Ytong-Steine, die ich nie wieder bewegen kann, weil sie zu schwer sind – tada, fertig war das neue Buchregal“, beschreibt Denise ihren selbstgebauten Zuwachs. Bei mir finden sich die Bücher – abgesehen von den Bücherregalen – in drei hohen „Möchte-Ich-Ganz-Bald-Lesen“-Stapeln neben dem Bett und in zwei alten Koffern aus den 60er-Jahren, die ich im Sperrmüll auf der Straße gefunden habe. Patricias Bücherregal verfügt über hervorstehende Bretter zur Frontalpräsentation.

„Meine Devise lautet: Don´t judge a book by its cover. Bücher nach Farbe zu sortieren, wäre das genaue Gegenteil, kommt für mich also nicht infrage! Außerdem macht es mich schon nervös, wenn ich irgendwo sehe, dass die Bücher aus Reihen in der falschen Reihenfolge stehen. Die einzelnen Bände zu trennen, ist dann ja noch schlimmer“, lautet Monas Antwort auf die Frage, ob sie farblich sortiert. Ein paar der Gruppe finden die Rainbow-Sortierung zwar hübsch, pflichten Mona aber bei: Reihen auseinanderreißen – das geht für unseren Geschmack gar nicht. Das hat auch praktische Gründe: Wir fragen uns, wie man auf diese Art ein Buch wieder finden soll – vor allem, wenn die eigene Bibliothek die 500 oder sogar 1.000 Titel überschritten hat.
Während Johanna und Bianca tatsächlich ein buntes, bewusst unsortiertes Chaos präferieren, stellten wir gleichzeitig fest, wie vielfältig die Sortierungen sind – auch abseits der herkömmlichen Methoden nach Genre, Autor*in, Verlag – und dass häufig in einer Sammlung verschiedene Methoden parallel stattfinden. Josi und Dhara trennen strikt in „gelesen“ und „ungelesen“. Ich persönlich bin dafür nur bei den „allgemeinen“ Romanen konsequent genug. „Allgemein“ sind dabei diejenigen, die nicht zur arabischen oder indischen Literatur gehören, nicht in meinem Romantik-Koffer (die Epoche!) stehen, einem meiner Lieblingsverlage angehören oder Teil eines Themas sind, für welches ich ein Faible habe. Bei Tobias gibt es unter anderem eine sprachliche Sortierung: Italienisch, Spanisch und Portugiesisch. Die Krimis versteckt er in einem Fach der unteren Reihe. Aber auch ein Bereich für die Lieblingsbücher gibt es bei ihm. Genauso wie bei Dhara, die zusätzlich pausierte Bücher extra stellt. Nennenswert ist auch, dass sie eine Sammlung von Pop-up- und Aufklappbüchern besitzt. Bei Josi fußt die Sammlung der Fantasy-Bücher auf dem Grundstein der Eragon-Reihe. Währenddessen teilt sich bei Mona die Sammlung: Ein Anteil befindet sich in ihrem ehemaligen Kinderzimmer in ihrer Heimat, der andere in Berlin in ihrem aktuellen WG-Zimmer. Aus Platzgründen konnten sie nicht alle Bücher begleiten. Im Elternhaus entstand durch Anbauten von IKEA-Regalen eine wahre Festung, die eine ganze Zimmerwand bedeckt, „wo sich die Bücher dicht an dicht und kreativ gestapelt finden. Dort herrscht eine lockere Ordnung nach Genres und eine Trennung zwischen englischen und deutschen Büchern, die in unterschiedlichen Regalen hausen.“ Kinderbücher, Fantasy (Der Herr der Ringe, Harry Potter, Rubinrot, Percy Jackson) und klassische Schulliteratur spielen dort eine zentrale Rolle. Die geliebten Lieblingsbücher durften jedoch mit in die WG – insbesondere Terry Prachett. Überhaupt scheint dies ein beliebtes Konzept zu sein, einen Teil der Bücher im Elternhaus auszulagern – der wer kann sich schon von seinen Schätzen trennen, selbst wenn er nicht genug Platz in der neuen Wohnung hat? Auch Johanna hat es genauso wie Mona gemacht.
Emotional und besonders cool finde ich die Sortierung in Stimmungen und Vibes, wie es Julia macht.

In jeder Bibliothek gibt es Überraschungen. Bei uns, die in der Buchbranche arbeiten, verirren sich Erinnerungsstücke aus Praktika in Verlagen und Leseexemplare in die Bibliothek, aber auch Titel mit buchwissenschaftlichen Inhalten, so wie es bei Dhara der Fall ist. In Monas Regalen findet sich sogar „eine großartige Sammlung alter Germanistik-Bücher von einem Freund, der in den 70er-Jahren studiert hat“, während Johanna eine Ausgabe von Anna Karenina in altdeutscher Schrift im Schrank hat – und passend unpassend zum bewussten Chaos direkt daneben einige Kinderbücher aus aller Welt, für die sie sich besonders begeistern kann. Und ich selbst habe mittlerweile eine Vorliebe für Antiquariate entwickelt, wo ich nach alten Klassikern suche, sodass seit kurzem eine Emilia-Galotti-Ausgabe von 1780 bei mir wohnt.

Immer wieder ist es super spannend, in die Büchersammlung eines anderen abzutauchen und dabei die jeweilige Person ein bisschen näher kennenzulernen. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist nur, dass für dich deine Bücher am richtigen Ort stehen und du sie wiederfindest.
Ein bisschen neidisch bin ich auf Mona und Tobias, denn die beiden haben noch Platz in ihrem Regal.

Ein Beitrag von Saskia Jürgens


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