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Projekt DEAL

Seit 2017 verhandelt die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen mit den drei weltgrößten Wissenschaftsverlagen Elsevier, Springer Nature und Wiley darüber, elektronische Zeitschriften und sogenannte Open-Access-Dienstleistungen gebündelt abzunehmen. Statt individueller Abonnementverträge sollen bundesweite Lizenzverträge abgeschlossen werden. Daneben soll mit dem Abkommen auch die Open-Access-Nutzung pauschal abgegolten sein: Beiträge, die Wissenschaftler der beteiligten Forschungseinrichtungen in den Zeitschriften der Verlage verfassen, sollen zur freien Nutzung im Internet veröffentlicht werden, ohne dass dies von den Einrichtungen gesondert abgegolten werden muss. Mittlerweile wurden bereits Verträge mit zwei der drei Verlage abgeschlossen.

Wissenschaft und Bildung in Deutschland sind auf ein vielfältiges Publikationswesen mit fairen und transparenten Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer angewiesen. Durch Exklusivvereinbarungen mit nur drei Großverlagen schließt das Projekt DEAL einen Großteil der Verlage und den Buchhandel aus und gefährdet so diese Vielfalt.

Gegen dieses Beschaffungsmodell, das unter dem Namen DEAL läuft, haben wir bereits zweimal Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Nach unserer Ansicht missbraucht die Allianz der Deutschen Wissenschaftsorganisationen, hinter der bundesweit rund 700 Forschungseinrichtungen stehen, mit dem Vorhaben ihre Marktmacht beim Bezug elektronischer Wissenschaftszeitschriften.

Kleine Wissenschaftsverlage, die die große Mehrheit in Deutschland ausmachen, bleiben bei den Verhandlungen außen vor. Mangels nennenswerter Absatzalternativen verschlechtern sich ihre Marktchancen drastisch. Ihre Open-Access-Projekte sind nicht mehr wettbewerbsfähig, wenn Wissenschaftler unter Druck geraten, möglichst dort zu publizieren, wo die Trägereinrichtungen bereits für die Open-Access-Veröffentlichungen bezahlt haben. Der Buchhandel und Fachinformationsdienstleister werden weitgehend aus dem Handel mit deutschen Wissenschaftseinrichtungen verdrängt. Die Auswahlkriterien und Lizenzbedingungen für den von der Allianz angestoßenen Bezugsprozess sind dabei vollkommen intransparent. Die deutsche Bildungsrepublik braucht ein vielfältiges Publikationswesen und eine gut aufgestellte Informationsinfrastruktur mit fairen und transparenten Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer. Bibliotheken müssen die Wahlfreiheit haben, dort einzukaufen, wo sie es möchten. Wenn die Vielfalt der Publikationen und Bezugswege abgebaut wird, sind auch Vielfalt und Qualität in Bildung und Wissenschaft akut bedroht.