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Auftakt der Frankfurter Buchmesse: „Vielfalt fördern – Demokratie verteidigen“

Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2023 / Buchbranche möchte Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten / Gerade kleine Verlage wegen wirtschaftlichem Druck am Limit – strukturelle Förderung dringend nötig, um Vielfalt auf dem Buchmarkt zu erhalten
Erstellt am 17.10.2023


Zum 75. Mal öffnet die Frankfurt Buchmesse ab morgen ihre Türen. Die Buchmesse sei ein Ort der Demokratie par excellence, so Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei der Pressekonferenz zur Messe-Eröffnung. „Wir erleben in den kommenden Tagen eine Vielfalt an Geschichten, Gedanken, Denkanstößen und Meinungen. Wie keine andere Institution bringt die Buchmesse Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen, um friedlich über Bücher und gesellschaftliche Themen zu sprechen.“ 

Das sei angesichts vieler Krisen von großer Bedeutung. Schmidt-Friderichs: „Die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel schockieren uns zutiefst. Wir verurteilen diese Gewalttaten auf das Schärfste. Unser Mitgefühl gilt allen Opfern der Gewalt in Israel und Palästina. Seit eineinhalb Jahren tobt an anderer Stelle, am Rande Europas, der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.“ Mit Blick auf Deutschland sei zu beobachten, wie extreme Positionen in der Gesellschaft und der Parteienlandschaft immer mehr Zuspruch fänden: „Debatten heizen sich auf, einzelne Worte lösen Erregungswellen aus. Um uns herum gewinnen Populismus und Nationalismus in erschreckendem Maße an Terrain.“

Demokratische Grundwerte seien immer mehr Angriffen ausgesetzt, so Karin Schmidt-Friderichs. „Demokratie, Freiheit und Vielfalt sind Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Wir müssen sie verteidigen, als Einzelne, Branche und Gesellschaft. Die Buchbranche leistet einen elementaren Beitrag dazu. Um auch in Zukunft diese wichtige Funktion übernehmen zu können, brauchen wir aber stabile Rahmenbedingungen.“

Immer mehr Verlage und Buchhandlungen, Autor*innen, Übersetzer*innen und auch die Logistik der Branche kämen wirtschaftlich an ihre Grenzen. Die aktuellen Marktzahlen sind auf den ersten Blick positiv: Der Umsatz in den zentralen Vertriebswegen ist in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,0 Prozent gestiegen (Quelle: Media Control). Gleichzeitig wurden aber 1,1 Prozent weniger Bücher verkauft, im Vergleich zu den ersten drei Quartalen des Vor-Pandemie-Jahres 2019 sogar 7,4 Prozent weniger.

„Die Jahre der Pandemie mit Ladenschließungen und ausgefallenen Messen sowie die Rohstoff- und Energiekostenexplosion bedrohen gerade die wirtschaftliche Existenz kleiner, unabhängiger Verlage. Diese gestalten mit Titeln abseits des Mainstreams und mit Neuentdeckungen die Vielfalt des Buchmarktes maßgeblich mit. Politik und Gesellschaft müssen sich fragen: Was ist uns eine vielfältige Buchlandschaft wert? Wir brauchen dringend eine strukturelle Verlagsförderung. Hier besteht Handlungsbedarf, die Überlegungen aus dem Koalitionsvertrag zügig umzusetzen und die dafür nötigen Mittel in den Bundeshaushalt einzustellen“, sagte Karin Schmidt-Friderichs.

Darüber hinaus sei die Sichtbarkeit von Büchern in den Medien elementar für Branche und Gesellschaft: „Bücher und das Gespräch über sie sind wichtige Bausteine unserer Debattenkultur. Es ist eine der zentralen Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Debatten Raum zu geben. Daher brauchen Bücher dort Raum – zeitgemäß, auch auf neuen, nicht-linearen Kanälen – aber auch im linearen Programm und in erkennbaren Formaten, in denen sie von Menschen wahrgenommen werden. Das sollten Verantwortliche in Medienhäusern bei anstehenden Transformationen vor Augen haben“, so Schmidt-Friderichs.


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