Kontakt

Der am 30. April 1825 gegründete Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig war zunächst eine reine Rationalisierungseinrichtung zur Weiterführung der Börse, entwickelte sich jedoch schon bald zur Vertretung der Interessen des gesamten Berufsstands. Dazu gehörten der Kampf gegen die staatliche Zensur und den Nachdruck, das Eintreten für eine die Landesgrenzen überschreitende Urheberrechtsgesetzgebung sowie der Einsatz für feste Buchpreise. 1836 beziehen die Verleger und Sortimenter ihre Buchhändler-Börse in Leipzig. Die Gründung der Deutschen Bücherei in Leipzig 1912 und der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main 1947 geht auf Initiativen des Börsenvereins zurück.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 schalteten die neuen Machthaber den Börsenverein gleich, beließen ihm aber die Koordination der wirtschaftlichen Zuständigkeiten. Der Zusammenbruch des Deutschen Reichs, die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen und das Verbot von Verbänden über die Zonengrenzen hinweg bedeutete das Ende des alten Börsenvereins. 1948 entstand als Zusammenschluss der buchhändlerischen Landesverbände der amerikanischen und britischen Besatzungszonen die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verleger- und Buchhändler-Verbände, die schließlich in Börsenverein Deutscher Verleger- und Buchhändlerverbände mit Sitz in Frankfurt am Main umbenannt wurde. 1955 kam es zu einer grundlegenden Satzungsänderung, aufgrund derer der Börsenverein seinen heute noch gültigen Namen erhielt.

In der Sowjetischen Besatzungszone gab die Militäradministration 1946 die Weisung, den Börsenverein wiederaufzubauen. Dieser verlor jedoch im ökonomischen System der Planwirtschaft die Funktionen und Aufgaben eines Wirtschaftsverbands. Nach der politischen Wende im November 1989 schlossen sich am 1. Januar 1991 die beiden Börsenvereine zusammen.

Historische Mitgliedsakten des Börsenvereins

Mitgliedsakten zwischen etwa 1934 und 1950

Über 22.000 Mitgliedsakten aus diesem Zeitraum befinden sich im Bestand 21765 Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig (I) im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig. Die Akten wurden überwiegend ab 1937 angelegt und zu allen buchhändlerischen Firmen geführt, die damals und bis 1945 mit dem Börsenverein als Mitglied oder durch Aufnahme ins „Adressbuch des Deutschen Buchhandels“ in Verbindung standen. Teilweise enthalten die Akten auch ältere Dokumente (ab etwa 1920) und/oder wurden bis in die 1950er Jahre fortgeführt. Das zum Bestand 21765 Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig (I) online zugängliche Findbuch enthält eine vollständige Übersicht über diese Leipziger Mitgliedsakten, darunter die Akten zu „arisierten“ Verlagen und Buchhandlungen, unter dem Punkt 13 Mitgliedsakten der buchhändlerischen Firmen. Von 2013 bis 2016 konnte dank der Unterstützung der von der Historischen Kommission des Börsenvereins verwalteten Horst Kliemann Stiftung für Geschichte des Buchwesens ein Projekt zur Verzeichnung der zuvor noch nicht elektronisch erfassten Akten durchgeführt werden. Die Verzeichnung erfolgte in der Reihenfolge der Signaturen (beginnend ab F 00001), die Akten wurden in das Ordnungsschema von Mitgliedern mit Namensanfang A bis Z eingeordnet. Bei Interesse können die Akten im Staatsarchiv Leipzig eingesehen oder (gebührenpflichtige) Reproduktionen in Auftrag gegeben werden (Anfrage an poststelle-l@sta.smi.sachsen.de).

DDR-Bestand 1945 bis 1990

Bestand 21766 Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig (II) im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (Online-Findbuch).

Thekla Kluttig: Über 22.000 Firmenakten des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig online zu recherchieren. In: Sächsisches Archivblatt 2016/2, S. 2 f.

Mitgliedsakten Bundesrepublik Deutschland ab 1955

Das Historische Archiv des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V. in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig enthält etwa 9.600 Faszikel mit Unterlagen zu nicht mehr aktiven Mitgliedschaften des Börsenvereins aus der Zeit zwischen 1955 (Einführung der Einzelmitgliedschaft) und 2004. Unterteilt in zwei chronologische Segmente – HA/BV 97,1: Unterlagen aus den Jahren 1955–1972 (persönliche Mitgliedschaft), und HA/BV 97,2: Materialien aus den Jahren 1972 (Einführung der Firmenmitgliedschaft) bis 2004 – enthält der Bestand alle das Verhältnis zwischen dem Börsenverein und seinen Mitgliedern betreffenden Dokumente: Aufnahmeanträge, Nachweise der Rechtsform, Korrespondenz, Unterlagen zu Jubiläen, Inhaberwechsel, Umfirmierungen, Zeitungsausschnitte und Mitteilungen in der Fachpresse.

Die Mitgliedsakten können im Portal der Deutschen Nationalbibliothek recherchiert werden. Kontakt: Carola Staniek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum in der Deutschen Nationalbibliothek, E-Mail c.staniek@dnb.de

Wolfgang Kisperth: Zur Archivierung der Mitgliedsakten des Frankfurter Börsenvereins. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 70/2015, S. 277–281

Wolfgang Kisperth: Klasse statt Masse. Die archivarische Bearbeitung der Mitgliedsakten des Börsenvereins. In: Dialog mit Bibliotheken 2013/2, S. 60–63