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Unser Buch des Monats Juni: Stefan Zweig »Die Kunst, ohne Sorgen zu leben«

Voll lit – wir küren unser Buch des Monats! Passend zu unserem letzten Beitrag über "Klassiker", entdecken wir hier einen Autor mit Klassikerpotential (neu), dessen bisher unveröffentlichte Erzählungen nun herausgegeben wurden!
Erstellt am 28.06.2023


Rezension von Tobias Groß

Manchmal gibt es sie noch, die kleinen Perlen großer Autor:innen, welche in Vergessenheit geraten sind. Oder einfach niemals publikumswirksam veröffentlich wurden, da sie den literarischen Kanon der Personen sprengen und gar nicht in deren öffentliches Bild passen.

Stefan Zweigs Inselbüchlein »Die Kunst, ohne Sorgen zu leben« ist dafür ein Paradebeispiel, denn einer der bekanntesten Literaten des 20. Jahrhunderts gibt sich in diesem Büchlein äußerst politisch. Eine Tatsache, die den Allermeisten vollkommen unbekannt sein dürfte und zunächst ein wenig befremdlich scheint, gilt Zweig doch als entschiedener Pazifist, der sich in seinen literarischen Werken fast nie derartig äußerte. Doch die hier versammelten neun Erzählungen, welche bisher ausschließlich in Zeitschriften und Sammelbänden veröffentlicht wurden, brechen mit diesem Bild. Alle sind sie gesellschaftlich relevant und kritisch. Sei es die titelgebende Erzählung über einen Mann, der ohne Geld glücklich ist und die Absurdität des kapitalistischen Systems aufzeigt, oder wie “Nur Mut”, welche zur Zivilcourage aufruft, die mit ein bisschen Rückgrat immer möglich ist. Direkt politisch wird es bei “In dieser dunklen Stunde” und vor allem bei “Hartrott und Hitler”, welche eine literarische Vorhersehung der NS-Zeit und den ausgeübten Verbrechen thematisiert.

»Die Kunst, ohne Sorgen zu leben« ist selbst für Kenner:innen von Stefan Zweigs Werk eine große Überraschung. Zwar sind seine letzten verfassten Texte eher untypisch, mangelt es diesen an der Zweig-typischen Sentimentalität. Dies ist jedoch absolut kein Makel, denn die hier vorliegenden Geschichten gehören zu den bewegendsten Schriften des großen Erzählers - die am Ende der Lektüre einen tiefen Eindruck hinterlassen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich um die letzten vor seinem Suizid verfassten Texte handelt. Diese Veröffentlichung ist eine Bereicherung für alle, welche das Werk Zweigs kennen, lieben und trotzdem offen für nahezu unbekannte Seiten des Salzburgers sind.

Stefan Zweig »Die Kunst, ohne Sorgen zu leben«, Erzählungen

Insel Verlag, März 2023, 79 Seiten, 14,00€, 978-3-458-19524-5


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Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in Berlin studiere, fragen mich viele wie es mir so gefällt.
Ich sage dann meistens so: Im Sommer geht's. Jetzt gerade ist aber nicht Sommer.